Film "Anfrage“
Eine vom Wirtschaftswunder-Konsum gesättigte Gesellschaft verdrängt den Holocaust und die anderen Verbrechen der Nazis und macht weiter, als sei dies nie geschehen. Der Schriftsteller und Antifa-Aktivist Christian Geissler (1928 – 2008) beschreibt diesen gesellschaftlichen Zustand in seinem Debüt-Roman “Anfrage” (1960 / 2023) unerbittlich: Klaus Köhler, knappe 30 Jahre alt, stellt Fragen, sucht nach “Vätern”, die Verantwortung übernehmen und Konsequenzen ziehen.
Das gilt auch für die Fernsehfassung des Brecht-Schülers Egon Monk. „Der Film bestätigt", so die damalige Fernsehkritik der NZZ, „erschreckend die Situation in Deutschlands unbewältigter Gegenwart.“ Von ihrer Wucht und verstörenden Wirkung hat diese Inszenierung auch 80 Jahre nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland nichts verloren.
“Anfrage” (Regie: Egon Monk, nach einem Roman von Christian Geissler, NDR 1962, 77 Min.) Einführung: Detlef Grumbach, Christian Geissler-Gesellschaft (CGG) Hamburg; Moderation: Didi Danquart, Walter Mossmann Gesellschaft
Kommunales Kino Freiburg, 07. Mai 2025 Beginn 19:30 Uhr
Lesung: “Maideutsch” (2005) und ein kurzer TV-Panorama-Beitrag von C. G. (1970)
Zum 8. Mai 1970 sollte der Schriftsteller & Fernsehautor (1928 – 2008) einen Beitrag für das TV-Magazin Panorama über den 25. Jahrestag des Kriegsendes drehen. Der Beitrag wurde nie gesendet.
1985 spricht ein Bundespräsident (R. v. Weizsäcker) erstmals vom “Tag der Befreiung”. Geissler antwortet 25 Jahre später bei seiner letzten öffentlichen Rede mit dem Text Maideutsch (2005): „es ist bei windungen geblieben, silberhaarig, sechzig jahre, flau“.
Lesung mit der Schauspielerin Laura Palacio (Stadttheater Freiburg) mit anschl. Gespräch
Einführung: Marina Aicher (Kommunales Kino); Moderation: Didi Danquart (Walter Mossmann Gesellschaft); Gast: Detlef Grumbach (Christian Geissler Gesellschaft).
Kommunales Kino Freiburg, 08. Mai 2025, Beginn 19:30 Uhr